Interview mit Prof. Dr. med. Andreas Blana zum Thema „Erkrankungen der Prostata“

Ab welchem Alter soll ich zur Früherkennung gehen?

Ab dem 40. Lebensjahr sollen Männer über die Möglichkeit einer Früherkennung informiert werden. Dies ist insbesondere den Männern anzuraten, bei denen Familienangehörige an einem Prostatakarzinom erkrankt sind.

Bei welchen Symptomen sollte ich sofort zum Arzt?

Leider zeigt das Prostatakarzinom in der Frühphase nur selten Beschwerden. Erst in einem fortgeschrittenen Stadium ist der Tumor eventuell so weit gewachsen, dass er z.B. die Harnröhre oder auch die Harnleiter einengen kann. Jedoch muss eine Prostatavergrößerung nicht immer eine bösartige Krebserkrankung darstellen, da es auch gutartige Varianten der Prostatavergrößerung gibt.

Welche Untersuchungen werden bei mir durchgeführt?

Als Früherkennungsuntersuchung für das Prostatakarzinom wird bisher durch die Krankenkassen lediglich die Fingeruntersuchung über den After bezahlt. Dieser Umstand ist problematisch, da die Abtastuntersuchung mit dem Finger beschränkt aussagekräftig ist und häufig erst Tumoren getastet werden können, die lokal schon weiter fortgeschritten sind. Aus diesem Grund empfehlen Urologen und andere Ärzte dringend die zusätzliche Untersuchung auf den Tumormarker PSA (prostataspezifisches Antigen). Eine Erhöhung dieses Tumormarkers bedeutet nicht zwangsläufig das Vorliegen eines Prostatakarzinoms, da eine Erhöhung auch durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata oder auch durch Reizungen der Drüse (Entzündungen, Geschlechtsverkehr, langes Radfahren etc.) bedingt sein kann. Die PSA-Untersuchung stellt die beste Möglichkeit dar, einen Prostatakrebs in einem frühen – und damit heilbaren Stadium – zu entdecken. Zur Diagnosebestätigung wird dann eine Probenentnahme aus der Prostata durch den Urologen durchgeführt. Diese Maßnahme kann meist ambulant unter lokaler Betäubung erfolgen. Durch bildgebende Verfahren, wie z.B. eine Computertomographie oder eine Kernspintomographie, kann die Diagnose eines Prostatakrebses nicht sichergestellt werden.

Welche Vorteile habe ich dadurch, dass es ein Prostatakarzinomzentrum am Klinikum Fürth gibt?

Das neu geschaffene und nun auch zertifizierte Prostatakarzinomzentrum am Klinikum Fürth bietet für die Patienten und auch für die kooperierenden Ärzte zahlreiche Vorteile. Im Mittelpunkt steht dabei die hohe Qualität der Diagnostik des Prostatakarzinoms und der anschließenden Therapie. Schon bisher wurden am Klinikum Fürth in allen Abteilungen modernste Behandlungsmöglichkeiten angeboten: Minimal-invasive Operation (roboterassistierte Schlüssellochchirurgie mit Da Vinci), hochmoderne Strahlentherapie (IMRT, IGRT), Therapie mit hochintensivem fokussiertem Ultraschall (HIFU). Nun erfolgt jedoch eine interdisziplinäre Abstimmung und Koordination der Therapie, was für den Patienten ein hohes Maß an Sicherheit bedeutet. In wöchentlichen Tumorkonferenzen werden alle Patienten besprochen und es wird ein Behandlungsplan festgelegt. Auch wenn die Patienten schon behandelt wurden, werden die individuellen Verläufe beobachtet und begleitet. Eine Besonderheit des Prostatakarzinomzentrums Fürth ist die enge Anbindung der niedergelassenen Urologen aus der Region, was dazu führt, dass die Patienten ohne größere Reibungsverluste gemeinsam ambulant und stationär behandelt werden können. Durch die Erfassung aller Behandlungsdaten und die Auswertung der Ergebnisse in Kooperation mit dem Tumorzentrum Erlangen-Nürnberg erfolgt eine stete Kontrolle der Qualität der Behandlungen. Dies wird auch durch die jährlich stattfindenden Audits durch externe Fachexperten der Deutschen Krebsgesellschaft überprüft. Zusätzlich werden die Prostataselbsthilfegruppen aus Fürth und Nürnberg in das Konzept mit eingebunden.

Gibt es Berührungspunkte zwischen den verschiedenen Organkrebszentren am Klinikum Fürth?

Am Klinikum Fürth gibt es mittlerweile drei zertifizierte Organkrebszentren (Brustzentrum, Gynäkologisches Krebszentrum, Hämatoonkologischer Schwerpunkt, Darmkrebszentrum und Prostatakarzinomzentrum). Obwohl in den verschiedenen Zentren ganz unterschiedliche Tumoren behandelt werden, bietet die allgemeine Struktur am Klinikum Fürth für alle Patienten und beteiligten Behandler Vorteile. Durch die Qualitätskontrollen in den beteiligten Fachrichtungen, die häufig für die einzelnen Zentren dieselben sind, wird eine allgemeine Verbesserung der Behandlung erreicht. Der interdisziplinäre Austausch wird ebenfalls durch die regelmäßigen Tumorkonferenzen und die Verzahnung der einzelnen Fachbereiche gefördert. Gerade bei sehr komplexen und schwierigen Krankheitsverläufen können Patienten von dem Expertennetzwerk profitieren. Auf dieser Grundlage können dann in der Zukunft auch weitere Organkrebszentren am Klinik Fürth etabliert werden.